Dienstag, 9. Juni 1998

Aus alter Zeit



100 Jahre Kolpingfamilie Brakel 1998


Der Chor auf der Bühne der Stadthalle umrahmt den Festakt 100 Jahre Kolpingfamilie Brakel mit mehreren gesanglichen Darbietungen. Zwischen beiden Vereinen bestehen enge persönliche Verbindungen. Generalpräses Heinrich Festing, Antonius Rüsenberg MdL, der Vorsitzende Rudolf Hoffmeister und Gerhard Kleibrink als Chronist sind mit Wortbeiträgen vertreten. Foto: Herbert Sobireg, WB v. 09.06.1998.



Von der alten Volksseele und dem Gesang

Ruprecht Ewald blickt in seinem Buch "Geschichte der Stadt Brakel" von 1925 wehmütig zurück in die alten Zeiten und beschwört im Schlusskapitel - Die Zeit nach 1814 - die Sehnsucht der Menschen. Darin hatte der Volksgesang eine besondere Stellung (S. 282):

Im alten Paderborner Lande, in dem die Menschen so sangesfroh waren, schwand das Volkslied, das Kind des Volkes, mehr und mehr. Unter den grünen Bäumen der staubigen Landstraße klapperten jetzt eilige Hufe. Die Straße dröhnt unter wuchtigen Lasten. Aber die Fuhrleute sitzen schläfrig unter den Wagenplanen. Die wenigen Wanderburschen sind wüste Gesellen geworden, die keine Geige am Felleisen und keinen Ton im Halse tragen. Die Mädchen hörten auch auf zu singen. Die alten Weisen verstummten, die unsere Vorfahren ersonnen. Kalt, still und langweilig wurde es auch im alten Paderborner Lande, wo früher der gute Volksgesang, das schalkhafte Volkslied, so heimisch war.

Mag sein, dass es so war, und so schlagen wir mit den Gesangvereinen und Chören eine Brücke in die Vergangenheit und das Herz der Menschen.
Nebenbei: Der Vater von Ruprecht Ewald, Rektor Josef Ewald leitete den
MGV 1868 von 1894 bis 1898.